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334 Route 78. NEW ORLEANS. Levee.

New Orleans wurde 1718 von Jean de Bienville, Gouverneur der
Niederlassung von Biloxi (S. 305), gegründet und 1721 zur Hauptstadt von
Louisiana erhoben, obschon damals wenig mehr als ein von Pelzjägern und
Goldsuchern bewohntes Dorf. 1762 wurde es von Frankreich an Spanien
abgetreten, aber die Bewohner lehnten sich dagegen auf, setzten eine eigene
Regierung ein und wurden erst 1769 unterworfen. Von 1800 bis 1803 war
New Orleans nochmals in den Händen der Franzosen, wurde aber im letz-
tern
Jahr mit dem übrigen Louisiana an die Verein. Staaten abgetreten und
1801 zur Stadt erhoben. Im J. 1815 wurden hier die Engländer in einer
entscheidenden Schlacht von Gen. Andrew Jackson geschlagen (S. 336). Im
Bürgerkriege ergab sich die Stadt den Unionstruppen unter Gen. Butler 1862,
nachdem Gen. Farragut die Vorbeifahrt bei den Forts an der Mündung des
Mississippi forciert hatte. Um das J. 1850 hatte sich die Bevölkerung auf
116375 Seelen vermehrt, 1860 auf 168675, 1870 auf 191418, 1880 auf 216140.

New Orleans ist in mancher Hinsicht eine der interessantesten Städte
Nordamerikas, namentlich dadurch, daß sich nicht nur die Gebäude, son-
dern
auch Sitten und Gebräuche der ursprünglichen französischen und
spanischen Einwohner vielfach intakt erhalten haben. Das französische
Viertel
, n.ö. von Canal Str., wird fast ausschließlich von Kreolen, d. h. in
Amerika gebornen Abkömmlingen der französischen Kolonisten bewohnt,
und hier wird allgemein französisch gesprochen. Zu den charakteristischen
Zügen dieses Stadtteils gehören die Adobé-Mauern, die kalkbeworfenen
Stuckfassaden, die Jalousieen, die Gitterthüren, kleinen Fensterscheiben,
Thürvorhänge, Arkaden und Balkone, Ziegeldächer und Innenhöfe das
Ganze in prächtig blühende halbtropische Bäume und Sträucher eingebettet
und von einer französisch leichtlebigen Bevölkerung bewohnt. Die meisten
Straßen haben französische und spanische Namen, die in der amerikanischen
Aussprache freilich manchmal seltsam verstümmelt herauskommen. Be-
rühmt
ist der Karneval von New Orleans, der am Fastnachts-Dinstag (Mardi
Gras)
mit großem Pomp gefeiert wird. Wer New Orleans in dieser Zeit be-
suchen
will, wird gut thun, sich vorher Quartier zu sichern (s. S. 333).

New Orleans, an der Ausmündung des größten Ackerbaudistrikts der
Welt, ist hauptsächlich Handelsstadt und sein Export nach dem Auslande
ist höchst bedeutend. Es ist nächst Liverpool der größte Baumwollen-
markt
der Welt (jährlich an zwei Millionen Ballen), exportiert aber
auch große Quantitäten Zucker, Melasse, Reis, Schweinefleisch, Mais,
Wolle, Häute und Tabak und importiert Früchte aus Central- und Süd-
amerika
, besonders enorme Quantitäten von Bananen. Der Gesamtwert des
Handels betrug im J. 1890 $ 550493315. Zu den Industrie-Erzeugnissen ge-
hören
Leinöl, Maschinen, Faßdauben, Mehl und Zucker. Trotz der Levees
und Dämme durchbricht der untere Mississippi häufig seine Schranken und
verursacht verheerende Überschwemmungen. In den letzten 150 Jahren ist
das O.-Ufer des Stroms bedeutend vorgerückt; das neu entstandene Land
(batture) hat an einigen Stellen eine Breite von 450m. Paul Morphy
(1837-84), der berühmte Schachspieler, wurde in New Orleans geboren und
ist auf dem alten St. Louis Friedhof beerdigt.

Man beginnt die Besichtigung von New Orleans am besten mit
einem Überblick über die Stadt vom Dache des St. Charles Hotel
(Pl. b: F 4) oder des Custom House (Pl. F 4), eines stattlichen Granit-
baues
in Canal Str., nahe dem Fluß, mit dem Postamt (im Erd-
geschoß
) und der großen Marble Hall.

Gleich unterhalb des Zollamts mündet Canal Str. auf die *Levee
(Pl. G H 3-6, S. 333), die sich am O.-Ufer des Mississippi c. 6 M.
weit hinzieht und ein höchst belebtes und interessantes Schauspiel
bietet. Ihr l. (nach N.) folgend, erreicht man bald *Jackson Square
(Pl. F 3), die frühere Place d’Armes, mit einem Standbilde des Gen.
Andrew Jackson
(s. oben) von Mills und der Kathedrale des h.
Ludwig
,
im spanisch-kreolischen Stil 1792-94 an der Stelle erbaut,